Das FAIR’N GREEN-Siegel wurde 2013 von und mit Weingütern entwickelt. Mittlerweile werden international ca. 7.000 Hektar Rebfläche nach diesem ganzheitlich nachhaltigen Ansatz bewirtschaftet und die Betriebe entsprechend geführt. In Deutschland entspricht das etwa 4.000 Hektar und somit ca. 4 % der Rebfläche.

Damit auch weitere Bereiche in der Landwirtschaft ihren Beitrag zu nachhaltigen Entwicklungen leisten und nachhaltig produzierte Produkte anbieten können, ist es unser Ziel, das FAIR’N GREEN-Siegel auch für andere Branchen zu adaptieren.

Die Nachhaltigkeitsaspekte in den Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales sind dabei überwiegend identisch. Außerdem gibt es eine vierte Säule, in der individuelle Nachhaltigkeitskriterien für die jeweiligen Bereiche der Landwirtschaft definiert werden.

Erhalt und Sicherung der Bodenqualität

Nur ein gesunder Boden kann die gewünschten Erträge bringen und langfristig die Gesellschaft mit Lebensmitteln versorgen.

Um Böden lebendig zu erhalten, werden bei der FAIR’N GREEN Zertifizierung
zahlreiche Aspekte berücksichtigt:

  • Verzicht auf den Einsatz von mineralischem Stickstoffdünger, bevorzugte organische Düngung aus regionaler Herkunft
  • Gezielte Begrünung durch spezielle Einsaaten: Erhalt gesunder Böden, Schutz vor Erosion, Förderung von Bodenlebewesen und Bereitstellung von Nahrung für Tiere und Insekten
  • Reduzierter Einsatz schwerer Maschinen, wie Traktoren oder Raupen, auf das nötige Mindestmaß
  • Einsatz modernster Technik zur Reduktion des Treibstoffverbrauchs und damit verbundener Emissionen sowie Minimierung der Bodenverdichtung

FAIR’N GREEN-Betriebe fördern einen möglichst geschlossenen Nährstoffkreislauf.

Die Fähigkeit des Bodens, CO2 zu speichern, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ziel ist, trotz landwirtschaftlicher Tätigkeit, den Boden als CO2-Senke zu nutzen, was vor dem Hintergrund des Klimawandels neue Notwendigkeit wird.

Biodiversität & Artenschutz

Ebenso wie gesunde Böden ist eine hohe Artenvielfalt auf und um landwirtschaftlich genutzten Flächen für nachhaltiges Wirtschaften unerlässlich. Durch eine hohe biologische Vielfalt profitieren die landwirtschaftlichen Betriebe direkt und indirekt:

Es wird ein Beitrag zum Erhalt heimischer Arten geleistet und die
eigenen Flächen werden gesünder und mitunter sogar ertragreicher. Landwirtschaftliche Nutzflächen mit hoher Artenvielfalt sind besser gegen Schädlinge geschützt und fördern die Bestäubung. Nebenbei wird auch der ländliche Raum attraktiver.

FAIR’N GREEN-Betriebe treffen daher gezielt Maßnahmen, um die Biodiversität zu steigern und insbesondere regionstypische und bedrohte Arten zu schützen. Einfache Maßnahmen, die Nahrungsangebote und Rückzugsräume für zahlreiche Arten bieten, sind z. B.:

  • Stein- und Totholzhaufen
  • neu gepflanzte Obstbäume
  • Hecken oder Blühstreifen
  • Trockenmauern im Steillagenweinbau

Pflanzenschutz

Pflanzenschutz ist ein wesentlicher Aspekt der modernen Landwirtschaft und trägt maßgeblich zur Ertragssicherung bei. Die FAIR’N GREEN-Kriterien beinhalten die Prinzipien des „Integrierten Pflanzenschutzes“:

Chemischer Pflanzenschutz ist die Ultima Ratio und kommt nur zur Anwendung, wenn vorbeugende Maßnahmen und andere direkte Maßnahmen, wie z. B. das Laubwandmanagement im Weinbau, ausgeschöpft sind.

Kulturtechnische und phytosanitäre Maßnahmen stehen ebenso im Vordergrund wie biotechnische und biologische Verfahren.

Für die FAIR’N GREEN-Zertifizierung wurde ein innovatives Verfahren zur Bewertung des chemischen Pflanzenschutzes entwickelt: Der Toxic Load Indicator (TLI) wurde gemeinsam mit dem Pflanzenschutzexperten Lars Neumeister entwickelt. So haben Landwirte eine neutrale Bewertungsgrundlage ihrer chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen, die verschiedene Spritzfolgen vergleichbar
macht und Schadwirkungen minimiert.

Wassermanagement

Trinkwasser ist weltweit gesehen eine der wertvollsten und knappsten Ressourcen und gewinnt zukünftig weiter an Bedeutung. Auch in Regionen, die (noch) nicht von Wasserknappheit betroffen sind, ist daher ein verantwortungsvoller Umgang mit Trinkwasser
geboten. In Deutschland wird nur etwa 1,3 Prozent  (statistisches Bundesamt 2016) des genutzten Wassers durch die Landwirtschaft verbraucht, weltweit hingegen sind es 70 Prozent!

In Europa hat Wasserknappheit in der jüngsten Zeit bereits an Relevanz gewonnen und es entstehen zunehmend Interessenskonflikte.

FAIR’N GREEN-Betriebe setzen auf den Einsatz von Regen-, Brunnen- oder Flusswasser, wo immer dies möglich ist. Daneben spielen Effizienzmaßnahmen, wie die Nutzung modernster und sparsamer Geräte beim Pflanzenschutz oder bei der Reinigung, eine zentrale Rolle. So wird nicht nur der Umwelt geholfen,
sondern es werden auch Kosten gespart.

Auch der Schutz des Grundwassers und angrenzender Gewässer findet Berücksichtigung: FAIR’N GREEN-zertifizierte Betriebe werden zur ganzheitlich nachhaltigen Gestaltung des Wassermanagements beraten – weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.

Klima & Klimawandel

Der Klimawandel stellt die womöglich größte gesamtgesellschaftliche Aufgabe des 21. Jahrhunderts dar. Die Landwirtschaft ist einerseits von den Auswirkungen direkt betroffen, andererseits auch Mitverursacherin. Diese Doppelrolle vergrößert den Handlungsdruck auf landwirtschaftliche Betriebe und motiviert zu engagiertem Handeln.

FAIR’N GREEN-Betriebe werden bzgl. klimaschützender Maßnahmen beraten.
Entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden bewusst klimaneutrale oder klimapositive Wege gesucht, um CO2-Emissionen zu minimieren, z. B. durch:

  • klimaschonenden Bezug der Produktionsmaterialien und Nutzung energetischer Rohstoffe
  • Nutzung von Ökostrom
  • langfristige Partnerschaften und regionale Strukturen beim Einkauf von Materialien
  • bevorzugte Nutzung langlebiger Materialien aus nachhaltiger Produktion
    oder deren Wiederverwendung
  • Nutzung effizienter Technik in der Produktion
  • idealerweise klimaneutrale Transporte der Waren
  • Nutzung nachhaltiger Verpackungen oder unverpackte Abgabe von Produkten

Durch Optimierungen aller landwirtschaftlichen Prozesse wird der CO2-Fußabdruck signifikant reduziert.

Um die Betriebe noch besser auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen, wurde die Save Climate Initiative gegründet.

Ressourceneffizienz & Ökobilanz

Nachhaltige Landwirtschaft braucht klare Richtlinien und gleichzeitig aussagekräftige Analysen. Darum spielen digitale Lösungen, beispielsweise für die Schlagverwaltung eine immer wichtigere Rolle.

Wir stellen den FAIR’N GREEN-zertifizierten Unternehmen moderne Lösungen zur Verfügung, mit denen sie ihre Energie- und Ressourcenverbräuche sowie die damit verbundenen landwirtschaftlichen Arbeiten fortlaufend erfassen, auswerten und optimieren können. 

Mit unserer digitalen Plattform Circum können viele Prozesse einfach erfasst, dokumentiert und ausgewertet werden, z. B.

  • Energieverbräuche und Stoffströme
  • Verwaltung und Optimierung von
    Arbeitsvorgängen
  • Dokumentation von
    Pflanzenschutzmaßnahmen
  • Benchmarks zu Steigerung der
    Nachhaltigkeit des Betriebs
  • Ermittlung des betrieblichen
    CO2-Fußabdrucks